WaveFont: die intelligente Technologie für eine lebendige Schrift Silicon Surfer macht mit WaveFont Emotionen lesbar

In Deutschland leiden etwa 16 Millionen Menschen unter einer Hörschädigung, davon sind 80.000 Personen gehörlos. Das entspricht ungefähr einem Fünftel der inländischen Gesamtbevölkerung. Alltägliche Dinge wie Filme oder Videos schauen, ein Besuch im Kino oder einfach nur ein gemütlicher Abend vor dem Fernseher sind für Hörgeschädigte leider noch immer ein Problem. Das Start-up-Unternehmen Silicon Surfer will mit seinem Projekt Hörgeschädigten zu einem besseren Film- und Fernseherlebnis verhelfen. Die von Gründer Tim Schlippe entwickelte Software WaveFont wandelt gesprochene Sprache in geschriebene Texte um.

Die Schrift WaveFont hilft Menschen mit Hörschädigung Emotionen in Untertiteln lesbar zu machen

Silicon Surfer macht mit WaveFont Texte lebendig

Ob spannender Actionfilm, gruseliger Horrorschocker oder romantische Liebeskomödie: Film und Fernsehen leben vor allem von den Emotionen. Für Hörgeschädigte oder Gehörlose, lassen sich solche Informationen oft schwer wahrnehmen. Abhilfe schaffen hier Untertitel, dank derer es hörgeschädigten Menschen zwar möglich ist, Serien oder Filme durch Texteinblendungen mitzuverfolgen, doch bleiben dabei oftmals Emotionen auf der Strecke, da Sprechgeschwindigkeit oder Sprachbetonungen nicht wahrgenommen werden können. Darunter leidet natürlich das Film- und Fernseherlebnis.

Das Start-up-Unternehmen Silicon Surfer hat sich dieser Problematik angenommen. Es hat eine innovative Technologie entwickelt, mit welcher es möglich ist, diverse akustische Signale wie Intonation, Lautstärke oder Aussprache in lesbare Informationen .

So funktioniert die Transkription mit WaveFont

Mit WaveFont werden Untertitel oder andere Texteinheiten automatisch produziert. Die Basis für eine solche Texterzeugung sind Sprachaufnahmen. Ein raffinierter Spracherkennungsalgorithmus analysiert diese Aufnahmen, erkennt darin die Merkmale der gesprochenen Sprache und wertet diese aus.

Informationen wie Lautstärke, Sprechpausen oder Tonlängen werden von der Software in Zahlenwerte umgewandelt und detailgetreu in die Schrift transkribiert. Dabei werden Form und Größe der Buchstaben genau an die gesprochene Sprache angepasst: Zum Beispiel resultieren gefettete Buchstaben aus einer lauten Aussprache, eine schmale Schrift dagegen symbolisiert eine Schnelligkeit im Sprechen. So können die Leser genau nachvollziehen, wie ein Text im Original gesprochen wurde – und dabei Emotionen der Sprecher wie Angst, Wut oder Freude nachempfinden.

Das sind die Einsatzfelder von WaveFont

Hilft Emotionen zu wecken: Die WaveFont Untertitel von Silikon Surfer
  • Film und Fernsehen: Die WaveFont-Technologie wurde in erster Instanz für Hörgeschädigte entwickelt und kommt daher primär in Form von Untertiteln in Fernsehfilmen zum Einsatz. Aber auch in Bars, Fitnessstudios und anderen öffentlichen Einrichtungen lassen sich auf dem Bildschirm wohl bald Texteinblendungen mit WaveFont verwenden.
  • Literatur: WaveFont gibt es auch in gedruckter Form in Büchern oder Zeitschriften. Besonders für Sprachenlerner ist eine Visualisierung von Sprachmerkmalen wie Akzentuierung und Intonation eine nützliche Hilfe, um eine fremde Sprache schneller zu erlernen.
  • Digitale Kommunikation: WaveFont verbessert die Kommunikation über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, WhatsApp und Co., indem aus Sprachaufnahmen oder Videos automatische Texte erstellt werden. Mit WaveFont werden zusätzlich Meta-Informationen wie bestimmte Gefühlsregungen aus dem Gesprochenen herausgefiltert und auf die Texte übertragen – ganz ohne Emoticons.
  • Interaktive Medien: Silicon Surfer fördert Gesangstalente, indem es Songbooks mit Texten in WaveFont zur Verfügung stellt. In diesen sind Lautstärke, Tonhöhe und Tempo der Songs so detailreich dargestellt, dass sie ganz einfach nachgesungen werden können.

WaveFont im Vergleich zu herkömmlichen Untertiteln

Untertitel in Fernsehsendungen und Filmen gibt es schon seit einigen Jahrzehnten. Doch bis jetzt geben normale Untertitel lediglich das wieder, was gesagt wird. Mit WaveFont kann der Informationsverlust bei reiner Textwiedergabe umgangen werden. Wichtige Meta-Informationen der Stimme wie Betonung, Stimmhöhe oder Lautstärke werden detailgenau in die Schrift transkribiert. So können zum Beispiel einfache Dinge wie Geschlecht und Alter der Personen, aber auch bestimmte Gefühlslagen viel einfacher erkannt werden. Das Verständnis von dem, wie etwas gemeint ist, wird so erheblich verbessert.

Fazit: WaveFont ist die Stimme der Schrift

Markante Sprüche werden auch für Menschen mit Hörschädigung erfahrbar

Silicon Surfer bringt mit WaveFont eine „Revolutionierung“ der Schrift auf den Markt. Mit dieser neuartigen Technologie gelangen Emotionen direkt auf den Bildschirm – auch ohne Ton. Damit ist das Tool vor allem für Hörgeschädigte eine innovative Alternative und bietet einen Mehrwert im Vergleich zu herkömmlichen Untertiteln. Darüber hinaus intensiviert WaveFont das Leseerlebnis, unterstützt Sprachenlerner beim Fremdsprachenerwerb, erleichtert die Sprach- und Videochat-Kommunikation und gibt hilfreiche Tipps – wie zum Beispiel für das Singen von Songtexten.

WaveFont: Preise und Verfügbarkeit

Um WaveFont als Standardtechnologie in Film und Fernsehen anbieten zu können, hat Gründer Tim Schlippe eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Nachdem er sein Ziel von 10.000 Euro im August 2018 erreichte, will er die Technologie nun so weiterentwickeln und verbreiten, dass er seinen Service allen Fernsehsendern und Anbietern von Social Media und Streamingdiensten zur Verfügung stellen kann. Das Ziel ist es, Untertitel mit WaveFont jederzeit und überall einsetzen zu können.

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Ulrich Klein

Alexa-Evangelist und Digital Native. Schrieb vor seinem Start bei home&smart als freier Technikjournalist und Redakteur für verschiedene Verlage und Redaktionen, u.a. T3 (Tomorrow's Technology Today), Süddeutsche Zeitung, connect, Handy Magazin, iBusiness oder magnus.de. Spezialthemen: Smartphones, Mähroboter, Einbruchschutz. 

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