Das gläserne Haus
Wissenschaftler an der Technischen Universität München haben die Entdeckung gemacht: In Wi-Fi-Signale eingebettete Mikrowellen lassen sich theoretisch nutzen, um nicht nur die Wohnung selbst sichtbar zu machen, sondern auch Gegenstände und Personen darin. Vorstellen kann man sich das so als würde man in einem Haus aus Glas sitzen und jeder mit Zugriff zu dieser Technologie könnte hineinsehen. Klingt alles höchst kriminell und wie geschaffen für Hacker? Wäre es auch! Die Wissenschaftler sind aber eher auf die nützlichen Anwendungsfälle aus. Beispielsweise könnten die Wellen genutzt werden, um Personen zu finden, die unter Lawinen begraben sind oder in zusammengestürzten Gebäuden auf Hilfe warten. Auch bei großen Katastrophen wie Erdbeben wäre die Technik einsetzbar. Wi-Fi-fähige Geräte vor Ort wären aber die Grundbedingung.
Die Technik hinter dem Verfahren
Die Methode ist zwar nicht komplett neu, sie wird von den Forschern der Technischen Universität München jedoch das erste Mal im Verbund mit Hologrammen genutzt, die das erfasste Bild dann auch für den Menschen begreifbar darstellen. Die Signale, die durch eine Antenne von außen abgefangen werden, können sowohl von Wi-Fi-Routern als auch Smartphones ausgehen. Auch Bluetooth-Signale könnten verwendet werden, um die Auflösung des Bildes zu erhöhen und damit den Detailgrad zu verbessern. Gerade zukünftige Wi-Fi-Standards wie 802.11ad sollen durch die extrem hohe Frequenz von 60 GHz dabei helfen, Abbildungen sogar millimetergenau darzustellen. Bis dahin müssen sich die Wissenschaftlicher mit einem Detailgrad von "nur" wenigen Zentimetern zufriedengeben. Noch steckt die Technik übrigens in den Kinderschuhen. An eine weite Verfügbarkeit ist daher noch nicht zu denken. Alle Geräte, die dafür benötigt werden, sind eigens von den Forschern zusammengebastelt und nicht frei erhältlich und auch eine Massenproduktion ist momentan nicht zu erwarten.
Problemfall Privatsphäre?
Die Technik selbst funktioniert derzeit nur, wenn eine stationäre Antenne - also in der Regel ein Wi-Fi-Router - und eine bewegliche Antenne zusammenarbeiten. Diese zweite Antenne ist recht groß und müsste in direkter Nähe zum Haus operieren. Mit anderen Worten: Ein Unbefugter, der sehen möchte, was die Bewohner gerade so treiben, müsste das Haus umrunden und dabei ein großes Gerät in der Hand tragen. In hinreichend besiedelten Gebieten ist unwahrscheinlich, dass dies geschehen könnte, ohne dass jemand es mitbekommt.
Vorsicht ist geboten
Dennoch schweigt das Team aus München das Problem nicht tot. Für die Zukunft raten sie, besondere Farbe, Tapeten oder andere Wandbeschichtungen zu entwickeln, welche die Mikrowellen ungehindert hindurchlassen. Durch das fehlende Feedback würde dann kein genaues Abbild entstehen können und der Hacker würde im Dunkeln stehen. Wie teuer diese besondere Beschichtung wäre, ist jedoch ungewiss. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Anwendungsfälle, in denen explizit gewünscht ist, dass ein Abbild des Inneren entstehen kann - beispielsweise in der Industrie. Lagerhallen könnten von außen gesichtet und der Lagerbestand geprüft werden, ohne das Gebäude betreten zu müssen. Das spart Zeit und ist, abhängig von der Art der Waren, die gelagert werden, auch sicherer. Auch außerhalb von Katastrophenfällen würde die Technik somit ein breites Anwendungsfeld abdecken.
Droht echte Gefahr?
Mittelfristig nicht. Der Aufwand ist einfach zu hoch, als dass sich eine einzelne Person ein Gerät dieser Art zusammenbauen würde und gleichzeitig unbemerkt am Haus operieren kann. Für einen Hacker würde es deutlich einfacher sein, eine kleine Kamera im Innenraum von Häusern zu installieren und damit verlässliches Bild vom Inneren zu bekommen. In absehbarer Zeit müssen wir also nicht befürchten, dass das Haus von außen durchleuchtet wird.
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