Deutsche Banken hoffen ihre Angebote mit Alexa verknüpfen zu können
In Deutschland wird die Alexa-Sprachsteuerung immer beliebter. Kein Wunder also, dass deutsche Banken auf einen eigenen Banken-Skill spekulieren. Doch noch gibt es zu viele rechtliche Konflikte mit der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Falls Amazon tatsächlich Banking-Skills in Deutschland einführt, würde das Unternehmen als ‚Account Aggregation Service Provider‘ (Kontoaggregationsdienstanbieter) gelten und eine Banklizenz wäre zwingend erforderlich.
Das hält die Sparkassen allerdings nicht von ihren Ambitionen ab. So versprach Bernd Wittkamp Leiter des Sparkassen Innovation Hubs Ende 2017 gegenüber Finanz-Szene.de: Technisch sei man auf einem guten Weg.
Vor kurzem verkündete Amazon hingegen in einer vielfach zitierten inoffiziellen Mitteilung, dass der Zugriff auf persönliche Kontodaten mit Alexa in Europa ausgeschlossen sei.
Ist Geld überweisen mit Alexa in Deutschland bald denkbar?
Vermutlich werden die strengen deutschen Datenschutzrichtlinien auch in Zukunft den Traum von Alexa als praktischem Multi-Banking-Tool verhindern oder zumindest stark einschränken. Sprachbefehle wie „Alexa, überweise meine Miete,“ „Alexa, zahl dem Pizzadienst 20,53 Euro“ oder „Alexa, schicke Lily ihr Taschengeld“ werden also weiterhin ebenso unmöglich sein, wie die Abfrage des Kontostandes.
Davon abgesehen könnte auch die schnellere Einführung eines Alexa-Skills in anderen Ländern zu ungewollter finanzieller Großzügigkeit führen, sind doch die meisten Echo-Lautsprecher (noch) nicht mit einem Touchdisplay ausgestattet. Und wer will schon vor Gästen oder Kindern seine PIN laut aussprechen? Dazu kommt die heikle Frage nach der Haftung, wenn durch Voice-Banking versehentlich oder absichtlich falsche Transaktionen durchgeführt wurden.
Diese Finanzfunktionen sind heute schon mit Alexa nutzbar
Rechtlich unbedenklich sind alle Finanz-Skills, die ausschließlich beraten und keinen Zugriff auf sensible Bank-Daten erfordern. So bietet Comdirect beispielsweise einen eigenen Comdirekt-Skill für Alexa an und auch die Nutzung von Währungsrechnern oder Börsen-Skills ist in Deutschland kein Problem. Einige davon hat unsere Redaktion auch bereits ausprobiert und mit Testvideos in der Übersicht der wichtigsten Alexa Börsen-Skills zusammengefasst.
Außerdem können mit Alexa verbale Bestellungen problemlos bezahlt werden, sofern deren Abrechnung mit einem Amazon Prime Account erfolgt. Zum Schutz vor Missbrauch ist allerdings auch hier eine konkrete Bestätigung des gewünschten Produktes zwingend erforderlich.
Beim Abschluss von Versicherungen gilt ebenfalls, dass Alexa nur beraten darf. Nach deutschem Recht wird der Vertrag in der Regel erst dann gültig, wenn vom Kunden eine per E-Mail gesendete Bestellbestätigung frei geschaltet wurde.
Wird Echo-Hersteller Amazon schon bald auch Bankdienstleister?
Bereits 2015 erwarb Amazons chinesischer Mitbewerber Alibaba die Onlinebank Mybank, die auch ohne regionale Niederlassungen und Schalter alle klassischen Bankleistungen vermarktet. Sogar Kleinkredite sind damit möglich. Außerdem gehört zum Alibaba-Konzern der in China maßgebende Bezahldienst Alipay. Er erzielt schon heute dreimal soviel Umsatz wie PayPal.
Nachdem Amazon schon beim Kauf von stationären Ladengeschäften dem Vorbild Alibabas folgte, gibt es nun auch ernstzunehmende Hinweise, dass Amazon noch in diesem Jahr eine kleine oder mittelgroße Bank aufkaufen möchte. So könnte der Onlinehändler sein Kundenwachstum über ein neues Geschäftsfeld steigern und zeitgleich Kosten sparen.
Google, Apple und Co. streben ebenfalls den Status als Bank an
Die Aktivitäten von Amazons Mitbewerben zeigen, dass ein Umbruch der Finanzbranche kurz bevorsteht: Während Google bereits seit 2011 eine europäische Banklizenz besitzt, haben Apple und Facebook gerade Genehmigungsverfahren für Banklizenzen in Irland laufen, deren Zulassungen in absehbarer Zeit zu erwarten sind.
Apple Pay ermöglicht Geldtransfer per Smartphone
Abgesehen davon handeln bereits alle Global Player im Onlinegeschäft mehr oder weniger mit Finanzdienstleistungen. Über Apple Pay können Besitzer eines iPhone6, iPhone 6Plus oder einer Apple Watch z. B. in Amerika und England bereits bei mehr als einer Million Akzeptanzstellen zahlen. Auch die Geld-Überweisung von einem Smartphone zum anderen ist via Near Field Communication so möglich. Gemäß einer Studie der 'Auriemma Consulting Group' nutzten schon 2015 ganze 42 Prozent aller iPhone6 Besitzer Apple Pay. Auch in Deutschland soll der Finanzservice in diesem Jahr endlich verfügbar sein und die Basis für eine Apple Finanzplattform bilden.
Facebook setzt auf Überweisung via Messenger
Ebenfalls zur gefährlichen Konkurrenz klassischer Banken könnte in Zukunft auch Facebook werden. Die soziale Plattform hat nicht nur einen eigenen smarten Lautsprecher in Arbeit, sondern bietet auch ein Online-Bezahlsystem, das mit dem Messenger gekoppelt ist. Sicherheit soll dabei eine zusätzlich hinterlegbare PIN oder Touch-ID bieten. Voraussetzung für die Nutzung ist die Registrierung einer in den USA vergebenen Kreditkarte. Die bereits erwähnte Beantragung einer irischen Banklizenz lässt darauf schließen, dass Facebook die Ausweitung des Facebook-Bezahldienstes auf Europa anstrebt.
Google investiert in die größte amerikanische Kreditbörse
Nicht zuletzt hat auch Google bereits mehrere Anläufe unternommen im internationalen Finanzgeschäft mitzumischen. Das 2012 auf den Markt gebrachte Programm AdWords Business Credit wurde jedoch ebenso eingestellt, wie der Onlinefinanzdienst Google Wallet (2011) und dessen Nachfolgeversion Google Checkout (2013). Dagegen läuft die Kooperation von Google mit Amerikas wichtigster Kreditbörse, dem Lending Club, immer noch. Laut Informationen von Capital übernimmt Google dessen Finanzierung ohne Unterstützung durch private Geldgeber oder Hedgefonds. Und da wäre ja auch noch die bereits 2011 erworbene EU-Banklizenz des Konzerns. Man darf also gespannt sein, welche Bezahldienste damit in Zukunft angeboten werden.
Amazon will Alexa zum Multi-Banking Tool machen
Ziel aller dieser Bestrebungen ist es Marktführer eine Multi-Banking-Tools zu werden, also dafür zu sorgen, dass die Kunden sämtliche Finanzgeschäfte nur noch über einen einzigen Anbieter tätigen. Bei Amazon ist das Mittel der Wahl dafür die in diversen Echo-Lautsprechern integrierte Alexa-Sprachsoftware. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie ohnehin schon in vielen Haushalten für ihre Besitzer einkauft, telefoniert oder den Hausputz managet. Oft wird Alexa sogar schon als Familienmitglied wahrgenommen- die Hemmschwelle sich von ihr auch finanziell beraten zu lassen ist demnach sehr niedrig.
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