Das Leipziger Start-up priwatt ist einer der deutschen Balkonkraftwerk Marktführer und besitzt daher besonders umfassende Kenntnisse über die neuesten Trends und Herausforderungen. Im Gespräch mit dem homeandsmart-Geschäftsführer David Wulf hat uns der priwatt CEO Kay Theuer einen Einblick in seinen spannenden Berufsalltag gegeben.
Wunsch nach mehr Unabhängigkeit prägt den Balkonkraftwerk Markt
David Wulf: Warum schaffen sich Menschen ein Balkonkraftwerk an?
Kay Theuer: Schon lange sind es nicht mehr nur die Techies und Bastler, die sich für Balkonkraft interessieren. Die Energiekrise hat viele Menschen dazu veranlasst, ein Balkonkraftwerk anzuschaffen, um die eigenen Stromkosten zu reduzieren. Der Vorteil von Balkonkraftwerken liegt auf der Hand, denn sie können mit wenig Aufwand in fast jedem Zuhause montiert werden. Beim Kauf eines Sets mit passender Halterung und einer guten Anleitung gelingen Aufbau und Montage im Handumdrehen. Stecker einstecken – fertig!
Für Viele sind sie zudem eine einfache Möglichkeit, ihre Grundlast zu decken und sich ein Stück weit unabhängiger vom Energiemarkt zu machen. Gleichzeitig ist es der eigene Beitrag zur Energiewende, der einen großen Teil unserer KundInnen bewegt und ein entscheidender Grund für den Kauf einer eigenen Stecker-Solaranlage ist. Und cool sieht es obendrein auch noch aus.
David Wulf: Nachdem 2023 das Angebot wuchs, wurde der Markt immer vielfältiger, aber wegen des ständigen Preiskampfes auch unübersichtlicher. Was hatte das für Auswirkungen auf euch als Fachhändler?
Kay Theuer: Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, mit hochwertigen Solarlösungen möglichst viele Menschen zu erreichen und ihnen den Start in ihre private Energiewende so einfach wie möglich zu gestalten. Dabei legen wir hohen Wert auf die Qualität unserer Produkte und auf detaillierte Anleitungen zur Montage, um die KundInnen bei der Montage bestmöglich zu begleiten. Ich denke, dass nur die Marktakteure dauerhaft erfolgreich sein können, die sich stark an den Bedürfnissen der KundInnen orientieren und frühzeitig Trends erkennen. Das ist das Erfolgsrezept von priwatt. Gleichzeitig verstehen wir uns als Green Energy Unternehmen und bauen unsere Produktpalette immer weiter aus. So haben wir 2023 erstmals auch größere Solaranlagen zur Selbstmontage gelauncht.
David Wulf: Wo installieren die Menschen ihre Balkonkraftwerke zurzeit am meisten?
Kay Theuer: Spannende Frage! Anders als es der Name Balkonkraftwerk vermuten lässt, installiert die überwiegende Mehrheit unserer KundInnen ihre Anlage nicht auf dem Balkon. Balkonkraftwerk ist lediglich ein Sammelbegriff für die sogenannten Stecker-Solaranlagen, also die kleinen
PV-Anlagen, die an ganz unterschiedlichen Montageorten aufgebaut werden können. Nur etwa 15% unserer Anlagen sind auf dem Balkon installiert. Etwa 60% unserer KundInnen installieren ihren Energielieferanten auf dem Dach ihres Eigenheims. Insgesamt sind aktuell rund 90% unserer KundInnen EigenheimbesitzerInnen. Interessant, oder? Das zeigt, dass auf den Balkonen unserer Mietwohnungen hierzulande noch ein unglaubliches Potenzial liegt.
Die Lösung für viele Balkonkraftwerk Probleme ist 2024 in Sicht
David Wulf: Was muss passieren, dass Balkonkraftwerke auch in Stadtwohnungen Platz finden?
Kay Theuer: Wir müssen bürokratische Hürden abbauen, wenn wir Mietende dazu befähigen wollen, Balkonkraftwerke zu installieren. Ein guter erster Schritt ist, dass die Regelungen zur Überkopfverglasung für Balkonkraftwerke nicht mehr gelten. Das bedeutet, dass du ein Balkonkraftwerk mit Glas-Modulen nun auch in einer Höhe von über 4 Metern anbringen darfst. Ein Vorteil für Stadtwohnungen.
Allerdings haben VermieterInnen und Wohnungsbaugesellschaften noch immer viele Möglichkeiten, die Anbringung eines Balkonkraftwerks zu untersagen. Als Grund reicht schon aus, dass das Erscheinungsbild der Fassade durch ein Balkonkraftwerk gestört wird.
Aus unserer Sicht muss hier der Nachhaltigkeitsgedanke aber schwerer wiegen als die Optik. Bisher bleibt uns nichts anderes übrig, als an Wohnungsbaugesellschaften und VermieterInnen zu appellieren. Ändern könnte sich das, sobald das Solarpaket I in Kraft tritt. Dann könnten Balkonkraftwerke in die privilegierten Maßnahmen im Wohnungseigentums- und Mietrecht aufgenommen werden.
In der Praxis würde das bedeuten, dass VermieterInnen die Installation nicht mehr grundsätzlich untersagen können. Sie dürfen aber sehr wohl weiterhin Vorgaben machen, etwa um ein einheitliches Erscheinungsbild zu wahren. Anders als erwartet, hat das Gesetz aber noch nicht zum 01. Januar 2024 den Bundestag passiert.
David Wulf: Welche weiteren Hürden siehst Du aktuell noch, wenn ein Endkunde ein Balkonkraftwerk installieren möchte?
Kay Theuer: Die Anmeldung der Anlage. Das Balkonkraftwerk muss im Moment noch beim Netzbetreiber und dem Marktstammdatenregister angemeldet werden. Auf Wunsch hin unterstützen wir unsere KundInnen kostenfrei bei der Anmeldung. Vielen Menschen ist der Organisationsaufwand aber schlicht und ergreifend zu hoch, sodass sie sich gar nicht erst näher mit der Anschaffung eines Balkonkraftwerks befassen.
Auch das könnte sich mit dem Solarpaket I ändern. Die Anmeldung beim Netzbetreiber soll dann entfallen. Trotzdem bleiben Unsicherheiten bestehen, zum Beispiel im Hinblick auf die Haftung und den Förderdschungel. Wir tun unser Bestes, hier Aufklärungsarbeit zu leisten.
Das sind die Balkonkraftwerk Trends 2024: Ein Ausblick
David Wulf: Welche Markttrends siehst du für 2024 beim Thema Balkonkraftwerk?
Kay Theuer: Tritt das Solarpaket I erstmal in Kraft, sehen wir durchaus gute Chancen, Mietende für die Balkonkraft zu begeistern. Ich bin überzeugt davon, dass das Interesse vorhanden ist. Die Menschen möchten zur Energiewende beitragen und ihren eigenen Strom erzeugen. Jetzt gilt es, Hürden konsequent abzubauen und diese Zielgruppe bei den ersten Schritten in die private Energiewende gut zu begleiten. Dann könnte 2024 Balkonkraft durchaus auch in Stadtwohnungen zu einem Trend werden. Hier kommen auch die Wohnungsbaugesellschaften ins Spiel. Wer jetzt progressiv vorangehen will, sollte sich schon heute darüber Gedanken machen, welche Vorgaben für die eigenen Gebäude gelten sollen. So kann Wildwuchs vermieden werden und die Mietende optimal begleitet werden. Wir sind bereits im Austausch mit einigen Wohnungsbaugesellschaften und begleiten gerne bei der Umsetzung. Seit Q3 2023 beobachten wir auch einen Trend hin zu größeren Anlagen. Wird die 800-Watt-Leistungsgrenze für Wechselrichter beschlossen, werden wir deshalb Erweiterungssets für bestehende Anlagen anbieten. Ganz generell gehen wir davon aus, dass 2024 der Trend zu größeren Do-It-Yourself-Anlagen gehen wird. Mit priwatt Solar bieten wir bereits seit Ende letzten Jahres Anlagen bis 10 kWp zur Selbstmontage an.
David Wulf: Welche Rolle spielt DIY-Solar für die Energiewende in Deutschland?
Kay Theuer: Wir leben in Zeiten des Fachkräftemangels. Wenn wir weiterhin Tempo machen und die Energiewende schnellstmöglich voranbringen wollen, ist es aus meiner Sicht nur folgerichtig, die Menschen dazu zu befähigen, ihre Solarlösungen selbst zu montieren. Diesen Gedanken verfolgen wir bei priwatt konsequent, denn wir sind überzeugt davon, dass viele Hände die schnelle Wende bringen können.
David Wulf: Auf welche technologischen Entwicklungen dürfen wir uns nach deiner Einschätzung bei Balkonkraftwerken dieses Jahr freuen?
Kay Theuer: Balkonkraftwerke werden zunehmend stärker vernetzt. Wir werden voraussichtlich neue Apps auf dem Markt sehen, die Balkonkraftwerke noch besser in das Smart Home einbinden. Wir erwarten auch die ersten intelligenten Batteriespeichersysteme, die die Einspeisung des Solarstroms auf den tatsächlichen Strombedarf des Haushalts abstimmen. Und mit Solarnative kommt ein deutscher Player mit einem intelligenten Mikrowechselrichter auf den Markt. Ich denke, es wird ein aufregendes Jahr für unsere Branche, auf das wir uns alle freuen können.
David Wulf: An welchen Projekten arbeitet ihr bei priwatt in 2024?
Kay Theuer: An dieser Stelle will ich noch nicht zu viel verraten. Ich kann aber sagen, dass wir priwatt Solar, unsere Solaranlagen zur Selbstmontage, um einen Anschlussservice erweitern werden.
KundInnen vermitteln wir dann direkt an eine Elektrofachkraft, die sich um den Anschluss der Anlage und die Inbetriebnahme kümmert. Wir werden priwatt in diesem Jahr außerdem noch stärker als Green Energy Unternehmen im Markt platzieren. Viel mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, aber ich kann versprechen, dass wir auch in diesem Jahr unser Produktportfolio konsequent erweitern werden.
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