Genau wie in einem Auto mit Verbrennungsmotor gehören auch in elektrisch betriebenen Fahrzeugen immer mehr Verbraucher bereits zur Basisausstattung. Dabei hat sich vor allem die Klimaanlage als größter Feind des Akkus herauskristallisiert. Unter Umständen kann bei angeschalteter Klimaanlage die Reichweite des Elektroautos deutlich reduziert werden. Entscheidend ist aber immer, wie hoch der Unterschied zwischen Außen- und Innenraumlufttemperatur ist und wie lange sich das Fahrzeug zuvor in der prallen Sonne aufheizen konnte. In Kombination mit häufiger Kurzstrecke muss die Klimaanlage dann natürlich immer wieder erneut stärker runterkühlen, als wenn die Temperatur einmal runtergekühlt ist und dann nur noch gehalten werden muss. Deshalb ist es schwierig hier einen Verlustwert für die Reichweite anzugeben. Dieser hängt einfach von so vielen Faktoren ab. In Südspanien wird jedenfalls eine Klimaanlage für die gleiche Innenraumtemperatur immer mehr Energie benötigen, als in Mitteleuropa. Werte um die 15 - 20 Prozent sollten jedoch in unseren Breitengraden einkalkuliert werden. Ein ähnliches Verhalten lässt sich aber auch bei besonders niedrigen Temperaturen beobachten. Im Winter verbrauchen Innenraum- und Sitzheizung sowie die Gebläse für Front- und Heckscheibe nämlich auch Energie. Und das nicht wenig. Zudem erhöht sich aufgrund der Kälte die Motorreibung, wodurch ein zusätzlicher Stromverbrauch entsteht. Auch hier gilt, dass gerade zu Anfangs der Fahrt mit hohen Betriebsleistungen der genannten Verbraucher zu rechnen ist, die sich dann aber während der Fahrt nach unten regeln. Somit ist eine Fahrzeugheizung mit einer üblichen Heizleistung von 5 kW nur in seltenen Fällen durchgängig auf voller Leistungsstufe aktiv. Natürlich beeinflusst auch hier wieder die Nutzungsart und der Einsatzort maßgeblich den Strombedarf.
Aber auch die Leistungsfähigkeit der Batterie selbst ist stark von der Betriebstemperatur der selbigen abhängig. Ist es der Batterie zu kalt oder zu heiß verliert diese auch schon an Kapazität ohne das Zutun von Verbrauchern. Deshalb besitzen die meisten Traktionsbatterien ein ausgeklügeltes Thermomanagement, damit immer ein möglichst optimaler Betriebszustand gewährleistet werden kann und nur wenige Verluste auftreten, aber auch wieder Energie aus der Batterie ziehen.
Ferner hat sich herausgestellt, dass der Ladevorgang bei niedrigen Temperaturen auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Sie sollten Ihren Stromer daher grundsätzlich in einer Garage unterbringen, um ein extremes Auskühlen des Akkus zu vermeiden, und stets das Vorheizsystem verwenden, sofern Ihr Auto über eines verfügt. Moderates Heizen kann sich ebenfalls positiv auf die Reichweite auswirken. Schon eine geringe Temperaturerhöhung von nur ein oder zwei Grad macht sich beim Stromverbrauch deutlich bemerkbar. Denn im Gegensatz zum Benziner kann im Elektroauto keine Motorabwärme zum Heizen genutzt werden. Die mollige Wärme im Innenraum geht somit komplett zulasten der Batterie.
Technische Upgrades als wirkungsvolle Maßnahme
Eine dienliche Investition kann der Einbau einer Wärmepumpe sein. Im neuen Renault Zoe ist diese bereits standardmäßig integriert. Bei manchen Fahrzeugen lässt sich diese gegen Aufpreis aber auch als Sonderausstattung mitbestellen. Für den VW e-Golf liegen die Kosten für eine derartige Pumpe bei rund 1000 Euro. Für die BMW i3-Modelle muss man dafür etwa 660 Euro ausgeben. Laut dem Münchner Autohersteller kann sich dadurch jedoch die Reichweite um über 30 Prozent erhöhen. Der BMW i3 verfügt außerdem über einen Reichweitenverlängerer, einen sogenannten Range Extender, in Form eines kleinen Verbrennungsmotors. Mithilfe eines Generators lädt der den Akku wieder auf und beschert dem Fahrzeug so zusätzliche 50 Kilometer an Reichweite. Er springt von allein an und bewahrt Sie im Notfall davor, mit leerem Akku auf der Straße liegen zu bleiben. Einen ähnlichen additionalen Antrieb gibt es auch im Opel Ampera. Laut dem Hersteller aus Rüsselsheim läuft dieser automatisch bei einer Temperatur von minus 10 Grad an. Um die Belastung für den Akku zu reduzieren, kann es außerdem sehr hilfreich sein, den Ladevorgang des Autos gleichzeitig für den Betrieb der Standklimatisierung oder für das Vorheizen der Batterie zu verwenden, etwa dann, wenn nach dem Aufladen ohnehin eine Fahrt geplant ist. Die Energie kommt in diesem Fall aus dem Netz und geht nicht zulasten des Akkus.
Weniger Zusatzfunktionen für deutlich mehr Reichweite
Direkten Einfluss auf die Reichweite seines Stromers hat natürlich auch der Fahrer selbst, denn das Fahrverhalten des Einzelnen beeinflusst den Verbrauch beim Elektroauto genauso wie bei einem Diesel oder Benziner. Eine anhaltend hohe Geschwindigkeit geht demnach zulasten der Entfernung. Insbesondere hohe Autobahngeschwindigkeiten leeren schnell den Tank oder Akku. Schuld daran ist der Luftwiderstand, der bei ansteigender Geschwindigkeit überproportional zunimmt und schnell zur größten, dem Vortrieb entgegenwirkenden Kraft wird.
Weitere nicht zu unterschätzende Stromfresser sind die zahlreichen Nebenaggregate für Komfort und Annehmlichkeiten im Alltag, aber auch für alle sonstigen Verbraucher, die im Fahrzeug verbaut sind, wie zum Beispiel die Lenkunterstützung oder das Bremssystem. Diese können bei einem Elektrofahrzeug im Gegensatz zu einem Verbrennungsmotor nicht mehr hydraulisch oder mechanisch über die Antriebswelle des Motors gesteuert werden und müssen ihre Energie daher direkt aus der Batterie beziehen. Das wiederum bedeutet, dass die Aggregate für einen rein elektrischen Betrieb völlig neu konzipiert und interpretiert werden müssen. Dies ist jedoch nicht unbedingt als Nachteil für den Energieverbrauch anzusehen, denn als elektrisch betriebene Komponenten können die Aggregate viel einfacher zu- und wieder abgeschaltet werden, je nachdem wie diese benötigt werden. Viele neuere Fahrzeuge mit konventionellen Verbrennungsmotoren besitzen deshalb ebenfalls keine hydraulische Lenkunterstützung mehr, sondern ebenfalls eine elektrische Servolenkung. Doch der Grundsatz bleibt bestehen, jeder Verbraucher benötigt im Betrieb Energie und das summiert sich.
Musikgenuss in Maßen erhöht die Kilometerleistung
Auch Smartphone-Junkies, die ihr Mobiltelefon am liebsten während der Fahrt aufladen, verkürzen damit die Reichweite des Elektrofahrzeugs, aber zum Glück nur minimal. Die Energie, für das Aufladen von einem iPhone 6 zum Beispiel, dass mit einem Akku von 1810 mAh ausgestattet ist, was einer Energie von 0,00691 kWh entspricht, verkürzt die Reichweite bei einem VW e-Golf um gerade mal 50 Meter. Das ist zu vernachlässigen, doch ein Musikliebhaber, der während der Fahrt gern laute Musik hört, riskiert damit deutliche Verluste bei den zu erreichenden Kilometern. Am gleichen Beispiel des e-Golf mit seinem Soundsystem Dynaudio Excite, das es bei VW in der Performance Edition als Standardausstattung gibt, bedeutet das bei einer Stunde lautstarkem Musikgenuss eine Verkürzung der Reichweite um knapp drei Kilometer. Da sollte man es sich schon zweimal überlegen, ob es für die neue CD seines Lieblingsstars wirklich 120 Dezibel braucht.
Den meisten Besitzern eines Elektrofahrzeuges ist gar nicht bewusst, dass sogar die Wahl der Reifen Einfluss auf die Reichweite hat. Der Energieverbrauch eines Fahrzeuges steht und fällt mit den richtigen Schuhen, denn die Reifen machen statistisch gesehen fast ein Drittel des Energieverbrauchs aus. Für Stromer haben die Hersteller daher Spezialreifen entwickelt, die sich durch einen erheblich geringeren Rollwiderstand, gute Haftung und eine optimierte Stabilität auszeichnen. Das senkt wiederum signifikant den Energieverbrauch. Der Reifendruck wird seit 2014 sowieso schon verpflichtend elektronisch überwacht, was für viele Elektroautos bereits zutreffen sollte, so dass eine ständige Kontrolle gewährleistet ist, denn grundsätzlich gilt: Je weniger Druck vorhanden ist, desto mehr Fläche liegt auf der Straße auf und erhöht dadurch den Rollwiderstand.
Auch die Hersteller reagieren schon
Auch die Automobilhersteller selbst haben sich so einiges einfallen lassen, um ihre Kunden beim Energiesparen zu unterstützen. Durch den Einsatz von Fahrassistenzsystemen zum Beispiel lässt sich der Energieverbrauch Ihres Stromers nachdrücklich senken. Die meisten gängigen Elektroautomodelle verfügen über mehrere verschiedene Fahrmodi. So können Sie beispielsweise beim BMW i3 zwischen den Modi Comfort, EcoPro und EcoPro+ wählen. Während im Comfort-Modus alle Funktionen verfügbar sind, wird im EcoPro+ unter anderem die Klimatisierung deaktiviert, die Sitzheizung lässt sich nicht mehr einschalten und die maximale Geschwindigkeit wird auf 90 km/h gedrosselt. So lässt sich jede Menge Strom einsparen und damit ein großes Plus an Reichweite gewinnen. Durch Aktivierung des Modus EcoPro+ kommt der BMW i3 auf einen Verbrauch unter 15 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Fraglich bleibt allerdings, auf wie viel Komfort man als Fahrer zum Zwecke der Stromersparnis am Ende wirklich verzichten möchte.
Den größten Vorteil beim Energiesparen verbucht das Elektroauto gegenüber dem Benziner/Diesel jedoch durch die Rekuperation beim Bremsvorgang.
Nicht nur eine Frage der Batterie
Wir kommen also zu dem Fazit, dass ein Leistungsverlust bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen völlig normal ist und sich mit der aktuellen Technik auch nicht aufhalten lässt. Der Verlust der Speicherfähigkeit einer Lithium-Ionen-Batterie wird durch das häufige Laden und Entladen verursacht. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer sogenannten zyklischen Alterung des Akkus. Wird die Batterie kaum oder überhaupt nicht genutzt, treten ebenfalls Verschleißerscheinungen auf. Diese werden dann als kalendarische Alterung bezeichnet. Dennoch können Besitzer eines E-Fahrzeuges durch ihr Fahrverhalten und mit Hilfe entsprechender Maßnahmen diesen Prozess wirkungsvoll verlangsamen. Für Käufer von Elektroautos, die sich damit nicht beschäftigen möchten, können sich bei einigen Hersteller alternativ zum Batterien-Kauf-Modell auch für ein Miet/Leasing-Modell entscheiden, oder gleich das gesamte Fahrzeug leasen anstatt zu kaufen.
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