"Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung."Kaiser Wilhelm II lag falsch mit seiner Prognose und vielleicht wird es der deutschen Autoindustrie ähnlich ergehen, wenn sie auf Biegen und Brechen eine Technologie aus dem Jahre 1885 erhalten will - und sei es mit dreist programmierter Schwindel-Software.Wird die Motorentechnologie für sich betrachtet, ist der Verbrennungsmotor gegenüber dem Elektromotor längst nicht mehr konkurrenzfähig. Der Elektromotor hat kaum bewegliche Teile, ist einfacher aufgebaut und damit auch preiswerter in Herstellung und Wartung, hat die bessere Drehmomentcharakteristik und einen viel besseren Wirkungsgrad, läuft zudem leise und ist - zumindest lokal - emissionsfrei.Der Grund, warum wir aber immer noch mit Autos unterwegs sind, die einen Auspuff besitzen und die Luft verpesten, ist die Speichertechnologie für Energie. Energieträger wie Benzin oder Diesel sind in ihrer Energiedichte nur schwer zu toppen. Der Tank ist in seiner Ausführung einfach und preiswert in der Herstellung und er ist in wenigen Minuten vollgefüllt. Dazu braucht es nur eine ausgesprochen einfache Infrastruktur und Tankstellen gibt es an praktisch jedem Ort der Welt.
Energiedichte und Ladezeiten: Haupt-Nachteile in der Elektromobilität
Die aktuell eingesetzten Lithium-Ionen-Akkumulatoren können pro Volumen- oder Gewichtseinheit nur relativ wenig Energie vorhalten. In einem Liter Benzin sind etwa 9,6 kWh Energie gespeichert. Ein Elektroauto der Premiumklasse ist heute in der größten verfügbaren Ausbaustufe mit einer 85-kWh-Batterie ausgerüstet. Das entspricht also nicht einmal 9 Litern Kraftstoff. Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass ein Benzinverbrennungsmotor nur etwa 25 Prozent der gespeicherten Energie wirklich in Bewegung umsetzt, wohingegen es bei einem Elektromotor durch den hohen Wirkungsgrad beachtliche 90 Prozent sind. Die gleiche Reichweite zu Grunde legend würden dann 50 Liter Benzin mit einem Gewicht von etwa 37,5 kg, dem Gewicht für die Batterie eines Tesla Model S von stattlichen 600 kg gegenüberstehen.
Neben der relativ geringen Energiedichte ist aber auch die Ladezeit noch ein Manko bei der Elektromobilität. An einer Haushaltssteckdose etwa, mit einer Dauerlast von 2,3 kWh dauert das vollständige Aufladen eines 70-kWh-Akkus mehr als 30 Stunden. Deutlich schneller geht es natürlich an speziellen Ladestationen die heute mit bis zu 135 kWh arbeiten. Derart hohe Ladeströme sind aber nur an wenigen "Superchargern" erreichbar und auch nur von bestimmten Elektrofahrzeugen nutzbar. Umstritten ist auch ob solch ein Schnellladevorgang die Akkuzellen schneller altern lässt. In der Praxis kann somit, je nach verfügbarer Ladetechnik, die gewonnene Reichweite eines aktuellen e-Golfs mit einer Akkukapazität von 35,8 kWh, nach 45 Minuten etwa 240 km betragen, oder nur lediglich 15 km, wenn die normale Haushaltsteckdose verwendet wird.
Die Faustformel - Elektromobilität ist gleich Batterietechnologie
Diese zugegebenermaßen recht vereinfachte Formel sollte man bei der Kaufentscheidung für ein Elektroauto immer im Kopf behalten. Wer hohe Reichweiten will, braucht große Akkus, die das Auto schwer und teuer machen. Daher lohnt es sich vor der Anschaffung, einmal genau darüber Buch zu führen, welche Strecken man tatsächlich täglich zurücklegt.
Grundvoraussetzung für den praktikablen Betrieb eines Elektroautos ist in jedem Fall ein Standplatz mit einem eigenen Stromanschluss, so dass man nicht ausschließlich auf die öffentlich zugänglichen Ladestationen angewiesen ist. Hier sollte ausreichend Ladekapazität zur Verfügung stehen, um das Fahrzeug bis zum Morgen aufzuladen, auch wenn man mal etwas später nach Hause kommt. Das sollte also nach Möglichkeit ein dreiphasiger Stecker sein. Eine vorhandene Starkstrom- oder auch Drehstromsteckdose genannt, bietet nämlich bereits eine Ladeleistung von 11 kWh. Eine einphasige Ladung an eriner Schukosteckdose wird eigentlich eher als Notladung angesehen, wobei auch dies, je nach Fahrprofil ausreichend sein kann.
Reichweitenproblem eines Elektroautos in der Praxis kleiner als erwartet
Wird nach den Nachteilen eines Elektroautos gefragt, ist das Reichweitenproblem meist bei erstgenannte mit dabei, denn aus einer Studie geht hervor, dass von 72 % der befragten Teilnehmer ein Problem sehen alle 150 km an die Ladestation zu müssen. Und das obwohl 90 % der PKW im täglichen Einsatz unter der 100 Kilometermarke bleiben. Etwa ein Drittel der Autos davon werden täglich sogar nur zwischen 10 – 25 km bewegt. Also für die meisten muss es demnach kein Tesla Model S sein, um damit die täglichen Fahrten ohne Angst des Liegenbleibens zu bewältigen. Die Reichweiten heute gängiger Elektroautos reichen für den Alltagsbetrieb mehr als aus, auch wenn täglich von der Vorstadt zur Arbeit gependelt wird. Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Privatwagens liegt bei etwa einer Stunde pro Tag - während der übrigen Zeit kann das Elektroauto nachgeladen werden.
Die Reichweiten heute gängiger Elektroautos reichen für den Alltagsbetrieb mehr als aus
Einer der Bestseller im Elektroauto-Markt ist derzeit der Nissan Leaf (Stand September 2017). Die Reichweite des mit etwa 23.000 Euro Grundpreis noch recht erschwinglichen Kompaktwagens wird vom Hersteller mit 199 km angegeben. Natürlich muss mit dieser Prognose ähnlich vorsichtig umgegangen werden, wie auch mit den Angaben zum "Normverbrauch" eines konventionellen PKWs mit Verbrennungsmotor. Vor allem im Winter, wenn kostbare Elektrizität zum Heizen verwendet werden muss, kann die tatsächlich erreichbare Reichweite des Elektroautos deutlich geringer ausfallen. Sie ist aber meistens immer noch mehr als ausreichend.
Der Preis eines Elektroautos - teilweise schon günstiger
Vor allem durch den von der Batteriegröße abhängigem Kaufpreis waren viele Elektroautos teurer im Gesamtkostenvergleich als ihre vergleichbaren Benzin- und Dieselmodelle. Doch seit der Einführung der Umweltprämie hat sich das Bild durchmischt. Auch wenn diese erstmal nur für zögerliche Kaufanreize sorgte. Doch betrachtet man den Gesamtkostenvergleich inklusiver der Umweltprämie, so kann festgestellt werden, dass eine Durchmischung stattgefunden hat. Und zwar, dass jede Antriebsart im direkten Vergleich mal als günstigste Variante gelten kann. Je nach Modell und angenommener jährlichen Fahrleistung hat einmal der Diesel, der Benziner oder das Elektro- bzw. Hybridelektrofahrzeug die Nase vorn im Gesamtkostenvergleich. Die Faustregel, ab 15.000 km Fahrleistung im Jahr rentiert sich ein Diesel gilt übrigens schon lange nicht mehr. Es gibt Modelle mit Dieselantrieb die sich nie rentieren werden. Und gibt es mittlerweile Elektroautos die sich schon ab dem ersten Kilometer rentieren. Nur ein direkter Modellvergleich kann hier helfen.
Durch die Dieselaffäre gab es jedoch nochmals zusätzlichen Rückenwind für Elektromobilität, denn hier legen viele Hersteller nochmals zusätzliche Prämien drauf, wenn ein älteres Dieselfahrzeug einzutauschen ist. Jedoch sei fairerweise erwähnt, dass auch „saubere“ Diesel und Benziner von dieser zusätzlichen Prämie profitieren.
Und eines haben Elektrofahrzeuge allen herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen voraus – das Vertrauen nicht so schnell wieder verbannt werden zu müssen.
Das Spaß- und Imagefaktor eines Elektroautos? In jedem Fall hoch!
Zahlen sind das eine, Fahrspaß, Image und Lebensgefühl das andere. Wer schon einmal mit einem Elektroauto gefahren ist, weint dem Spritschlucker bald keine Träne mehr nach. Elektromotoren laufen nicht nur leise und emissionsfrei, sondern machen auch Laune. Aus dem Stand heraus legt das kleine Kraftpaket mit konstantem Drehmoment einen eleganten Ampelstart hin, kein Schaltvorgang stört den Kraftfluss. Die kompakten Motoren können weit unten platziert werden, ebenso wie die Batterie. Damit bleibt der Schwerpunkt niedrig und das Fahrzeug auch im Grenzbereich sicher beherrschbar.
Im Premiumsegment bieten die Elektroautos Fahrleistungen, von denen auch die meisten sportlichen Benziner nur träumen können. Beispiel Allradantrieb: Was beim Verbrenner nur mit komplizierter und gewichtiger Technik zur Kraftverteilung möglich ist, schafft der Stromer einfachen mit mehreren Motoren direkt an den Antriebsrädern oder -achsen, die sich elektronisch präzise aufeinander abstimmen lassen. Das Ergebnis kann äußerst beeindruckend sein: Wie mit einem gigantischen Hosenträger schnalzt der vollelektrische Four-Weel-Drive das nicht gerade als Leichtgewicht bekannte Tesla Model S nach vorne. Die Tachonadel schießt dabei nach unglaublichen 2,7 Sekunden an der 100-km/h-Marke vorbei. Diese Werte finden sich sonst nur vereinzelt im Super- und Hypersportwagen-Bereich oder bei Motorrädern. Und das mit einer 7-Sitzigen Limousine.
Nicht für jeden stellt ein Auto nur ein Mittel dar, um von A nach B zu gelangen, sondern auch ein ganz persönliches Statement. Hier werden natürlich auch Klischees bedient. Und hier hat sich der Zeitgeist in letzter Zeit erheblich gewandelt. Fährt der Zahnarzt heute nicht mehr Porsche, sondern Tesla, der ebenso ein Luxusprodukt darstellt, wird dieser nun als umweltbewusster Weltbürger angesehen. Wer heute elektrisch unterwegs ist, zeigt, dass er die Zeichen der Zeit verstanden hat. Grenzwerte bei Luftschadstoffen werden immer strenger. Verbrennungsmotoren müssen mit immer komplizierteren und teureren technischen Tricks entgiftet werden, für ältere Modelle - noch vor wenigen Jahren mit dem Argument "besonders umweltfreundlich" verkauft - droht gar ein Fahrverbot.
- Wir sind immer weniger bereit, Gesundheit für Mobilität zu opfern
- Wir sind immer weniger bereit, sehr viel Geld für fossile Brennstoffe zu bezahlen - oft an Staaten und Regime, deren Werte und Ziele nicht die unseren sind
- Wir sind immer weniger bereit, den Klimawandel einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen; wir wollen nachhaltige Konzepte, regenerative Energien - und zeitgemäße Antriebe
Der Imagegewinn durch ein Elektroauto ist nicht von der Hand zu weisen. Der US-Staat Kalifornien ist hier Deutschland noch weit voraus. In dem besonders nachhaltigen geprägten Bundesstaat ist es mittlerweile sogar für Hollywood-Stars schick mit Elektroauto unterwegs zu sein. Aber auch wer hierzulande zum Beispiel Solaranlagen oder Windräder verkaufen will und beim Kunden aber ein Dieselwölkchen hinterlassen möchte fährt lieber mit dem Elektroauto vor. Es sollte schließlich selbst für Werte gelebt werden, für die man auftritt.
Im Zweifelsfall pro Plug-in-Hybrid
Niemand wird leugnen, dass Elektromobilität zurzeit noch ihre Nachteile und Grenzen hat: Niedrige Reichweiten, hohe Ladezeiten und dünne Infrastruktur lassen viele noch vor dem Kauf zurückschrecken. Werden allerdings rein die nüchternen Zahlen betrachtet, stellt sich schnell heraus: Das Reichweitenproblem tritt in der Praxis weit seltener auf, als allgemein vermutet wird, und Elektroautos sind unter bestimmten Voraussetzungen schon heute günstiger in den Gesamtkosten als herkömmliche Fahrzeuge.
Doch was ist mit dem Fahrspaß? Wie viel ist eine saubere Luft an der Landshuter Allee wert? Wie schlagen sich weniger Tote durch Stickstoffdioxid in der Bilanz nieder? Welchen Nutzen hat eine nachhaltige Mobilität? Wie bewerten wir die größere Unabhängigkeit von den Ländern mit den großen Ölreserven?
Auch diese Fragen sollte sich jeder stellen, wenn es um den Kauf oder Leasing des nächsten Familien- oder Firmenwagens geht.Die Frage, entweder Verbrenner oder Elektroauto, stellt sich allerdings längst nicht. Es gibt ja noch die Hybridfahrzeuge, die beides mit an Bord haben. Hier sind auch verschiedene Varianten zu finden. Beispielsweise ein Plug-In-Hybridantrieb. Dieser technologischen Zwitter bietet neben einem Verbrennungsmotor auch einen Elektroantrieb und eine kleiner dimensionierte Batterie, die sich auch an einer Haushaltssteckdose in akzeptabler Zeit aufladen lässt. Die rein elektrische Reichweite ist zwar relativ gering, aber so bemessen, dass sich die allermeisten Fahrten damit bewältigen lassen. Und für den Ausflug in die Eng oder den Urlaub am Wiener Hausmeisterstrand steht immer noch der Verbrennungsmotor zur Verfügung. Für viele stellt dies auch eine perfekte Brückentechnologie dar, bis beim Elektroauto wirklich keine Abstriche gemacht werden müssen.
So oder so: Die Zeichen stehen auf elektrisch.
Lesetipps zum Thema Elektromobilität
Das Elektroauto | Was es beim Kauf zu beachten gibt
Elektroauto vs. Benziner: Hier liegen die Unterschiede
Wallbox | Die Zapfsäule für das Elektroauto
Elektroauto nachladen – Ladesäulen & Ladestationen
Mit dem Elektroauto in den Urlaub
Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen Link ein Einkauf zustande, werden wir mit einer Provision beteiligt. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten.
Wir haben Kooperationen mit verschiedenen Partnern. Unter anderem verdienen wir als Amazon-Partner an qualifizierten Verkäufen.